Wissen am Wochenende: Reaktanztheorie

Sag deiner kleinen Tochter, dass sie deine Schminksachen in Ruhe lassen soll und du wirst sie prompt mit Lippenstift im Gesicht und Mascara in den Haaren vorfinden. Verbiete deinem Sohn den Umgang mit einem Kollegen und sie werden sich umso öfter treffen.

Diese Beispiele zeigen das typische Verhalten von kleinen Kindern oder rebellierenden Jugendlichen: Was verboten ist, wird erst recht gemacht! Doch dieses „Trotzverhalten“ beschränkt sich nicht nur auf die Kindheit oder Jugend, es ist auch bei Erwachsenen beobachtbar und wird Reaktanz genannt. Wenn eine Person das Gefühl hat, dass ihre Wahlfreiheit beschränkt wird, will sie diese Wahlfreiheit wieder herstellen. Häufig genug geschieht dies, indem die betreffende Person das verbotene Verhalten durchführt. Dabei hätte sie diese Alternative bei freier Wahlmöglichkeit möglicherweise gar nicht ausgewählt. Alleine durch die Tatsache, dass die Alternative plötzlich nicht mehr zum Erlaubten gehört, wird sie attraktiv und wünschenswert.

Ein Beispiel: Mutter und Tochter gehen ein Eis essen. Die Auswahl ist gross, doch die Mutter erlaubt der Tochter nur die billigeren Sorten. Daraufhin gibt es Streit, denn die Tochter möchte unbedingt das teure Tiramisu-Eis, obwohl sie den Kaffeegeschmack darin gar nicht mag. Am Ende setzt sie sich durch, aber isst ihr Eis nicht auf, weil der Kaffeegeschmack zu aufdringlich ist…

Verbote sind natürlich nötig und wichtig, doch man sollte sich im Alltag gut überlegen, welche Verbote man wirklich ausspricht und wie man sie anbringt.

Tue Gutes und wenn du willst, rede darüber

Von Zeit zu Zeit wird mir bewusst, dass Nächstenliebe bei mir häufig im Alltag untergeht. Durch den Stress und den Druck reagiere ich schnell gereizt oder abwesend, wenn jemand etwas von mir will. Deshalb versuche ich zwischendurch ganz bewusst etwas für eine andere Person zu machen. Etwas, das mir keinerlei Vorteil bringt.

Hinterher fühle ich mich meistens supergut und bin total zufrieden. Deshalb möchte ich heute 30 Vorschläge machen, wie ihr im kleinen Rahmen Gutes tun könnt:

  1. besuche deine Grosseltern oder rufe sie an
  2. backe einen Kuchen für deine Schwester, deinen Liebsten, deinen Vater, eine Freundin…
  3. überrasche deine Mutter mit einem Blumenstrauss
  4. bringe deinen Arbeitskollegen eine kleine Zwischenverpflegung  mit
  5. schreibe eine schöne Karte an jemanden, von dem du lange nichts mehr gehört hast
  6. gehe mit dem Hund deiner Nachbarin spazieren
  7. überrasche einen Freund, der gerade für Prüfungen lernt oder eine Arbeit schreibt, mit leckerem Essen
  8. hilf einer älteren Person im Haushalt
  9. hilf einer Mutter, den Kinderwagen in den Bus zu hieven
  10. kaufe einem Obdachlosen etwas zu essen und zu trinken
  11. wasche das Auto deines Liebsten
  12. richte das Abendessen besonders schön an
  13. begleite deine Freundin an das Fest, auf das du überhaupt keine Lust hast
  14. hör zu
  15. bringe jemandem etwas bei, das er oder sie von dir lernen möchte (z.B. Freundschaftsbänder flechten, E-Mails verschicken, das perfekte Risotto kochen…)
  16. bastle ein Freundschaftsalbum mit Fotos, Blumen und Erinnerungen an gemeinsame Abenteuer für deine beste Freundin
  17. teile deine Lieblingsschokolade mit jemandem
  18. lass jemandem einen Blumenstrauss schicken – einfach so
  19. bringe deinem Schatz das Frühstück ans Bett
  20. spiele für jemanden das Taxi, auch wenn du eigentlich zu müde bist
  21. entführe deinen Kollegen für ein Überraschungspicknick
  22. verkaufe Dinge, die du nicht mehr brauchst und spende den Erlös
  23. sei als Zuschauer bei einem Volkslauf dabei und feuere die Teilnehmer lautstark an
  24. unterstütze deine Freundin bei der Erreichung ihrer Ziele und trainiere mit, wenn sie ein sportliches Ziel hat oder verzichte ebenfalls auf Süssigkeiten/Zigaretten…
  25. verteile ernst gemeinte Komplimente
  26. kümmere dich um deinen kranken Bruder; bringe ihm Essen und Medikamente, Lesestoff oder DVDs vorbei, lese ihm vor, hör dir sein Gejammer an, mache ihm Tee, Wadenwickel oder eine Bettflasche
  27. gönne jemandem etwas von Herzen
  28. überrasche jemanden mit einer Massage
  29. schau mit deiner Freundin zum 100. Mal ihren Lieblingsfilm, auch wenn du ihn langsam satt hast
  30. erledige für jemanden eine Aufgabe, die diese Person hasst (Wäsche machen, eine Rechnung begleichen, einen Brief schreiben, einkaufen…)

Wissen am Wochenende: Dissonanztheorie

Die Dissonanztheorie besagt, dass jeder Mensch in seinen Einstellungen, Meinungen und in seinem Verhalten nach Konsonanz (=Übereinstimmung) strebt und Dissonanz (=Nicht-Übereinstimmen, Abweichung) ein unangenehmes Gefühl auslöst. Dissonanz wird beispielsweise wahrgenommen, wenn jemand raucht, obwohl er weiss, dass er damit sein Asthma verschlimmert. Um diesen unangenehmen Zustand zu verlassen, sucht die betreffende Person nach Informationen, die sein Verhalten unterstützen, verharmlost es, meidet Informationen, die gegen das Verhalten sprechen etc. Bleiben wir beim genannten Beispiel vom Raucher: Diese Person weiss, dass das Rauchen sein Asthma verschlimmert, gleichzeitig kann er es nicht lassen. Beim Rauchen fühlt er sich dann jeweils schuldig und es ist ihm unangenehm. Um diese Gefühle zu mildern, beruhigt er sich selber mit Sätzen, wie „Eine ist keine“, „Ich habe mal gehört, dass eine Zigarette pro Tag gar nicht so schlimm ist“ etc. und ignoriert alle Informationen, die die schlechten Auswirkungen des Rauchens auf Asthma beinhalten.

Dasselbe Prinzip greift auch, wenn jemand beispielsweie den Schokoladegenuss mit den darin enthaltenen Polyphenolen entschuldigt.

Woran du merkst, dass du erwachsen geworden bist

In meinem Job als Jugendarbeiterin habe ich viel mit Jugendlichen zu tun. Die meisten dieser Jugendlichen sind zwischen 15 und 17 Jahren alt und gerade mit dem Übergang von der Schule ins Berufsleben beschäftigt. Als Mittzwanzigerin, die selber gerade den Berufseinstieg sucht, fühlte ich mich nach Antritt der Stelle diesen Jugendlichen ziemlich nah. So viel älter bin ich schliesslich nicht. Diese Zeit ist bei mir noch gar nicht so lange her. Dachte ich.

Ich merkte allerdings schon nach kurzer Zeit, dass die Jugendlichen dies komplett anders wahrnehmen. Für sie war ich erwachsen. Alt. Und damit meeeeeeeilenweit von ihrem Leben, ihren Empfindungen und ihrem Denken entfernt.

Deshalb habe ich eine Liste erstellt, die andere davor bewahren soll, denselben Denkfehler zu machen, wie ich. Also, du bist erwachsen (und damit ALT), wenn…

…du die Sprache der Jugendlichen nicht mehr verstehst.

…du denkst, dass Facebook „in“ ist.

…du denkst, dass Hausarrest die schlimmere Strafe ist als Smartphone-Entzug.

…du dich mit verklärtem Blick an deine eigene Jugend erinnerst.

…du nicht verstehst, warum Marina gegenüber Dario nicht zugeben darf, dass sie ihn mag. Denn letzte Woche hat Dario noch mit Paula geflirtet und diese ist die Cousine von Marinas Exfreund Patrick. Dieser ist nun mit Marinas zweitbester Freundin zusammen, weshalb Marina und Dario nicht zusammen sein können. ???

…du dich tierisch über trinkende, laut Musik hörende und/oder spuckende Jugendliche aufregst.

 

Falls euch noch mehr Punkte einfallen, dürft ihr diese gerne unten in den Kommentaren aufzählen. Ich freue mich auf viele lustige Ideen.

Wissen am Wochenende: Gruppenpolarisierung

Als Gruppenpolarisierung wird eine Tendenz von Gruppen verstanden, extremere Entscheidungen zu treffen als der Durchschnitt der anfänglichen Ansichten der Gruppenmitglieder ist. Das heisst in einer Gruppe wird eine Entscheidung getroffen, die extremer ist als die ursprünglichen Ansichten der Gruppenmitglieder. Ein Beispiel: Das Führungsteam eines Verlags legt die Auflage eines neuen Buches fest. Der Autor hat bereits mehrere erfolgreiche Bücher geschrieben, war nun aber einige Jahre untätig, weshalb unsicher ist, ob er an die alten Erfolge anschliessen kann. Vor der gemeinsamen Sitzung werden die Führungspersonen gefragt, wie viele Exemplare sie drucken würden. Aus dieser Befragung geht ein Durchschnitt von 20’000 Exemplaren hervor. Nach der Sitzung zeigt sich, dass das Team entschieden hat, eine Auflage von 50’000 Exemplaren zu drucken. Das Team hat folglich eine Entscheidung getroffen, die viel extremer ist als die ursprünglichen Ansichten der einzelnen Mitglieder.

Wissen am Wochenende: Door-in-the-Face-Technik

Auch diese Technik wird angewendet, wenn man jemanden absichtlich beeinflussen möchte. Sie ist das genaue Gegenteil der Foot-in-the-Door-Technik, die ich letzte Woche vorgestellt habe.

Bei dieser Technik bittet man zuerst um einen riesigen Gefallen, der fast immer abgewiesen wird. Anschliessend bittet man um etwas Kleineres, das mit dem ersten Gefallen zusammenhängt. Auch hier ist die zweite Bitte das eigentliche Ziel.

Indem zuerst um etwas Extremes gebeten wird, erscheint der zweite Gefallen im Gegensatz dazu viel kleiner. Zudem signalisiert man dem Gegenüber durch die zweite, kleinere Bitte, dass man ihm entgegen kommt. Dadurch fühlt diese Person eine gewisse Verpflichtung, dem Bittsteller ebenfalls entgegen zu kommen.

Ein Beispiel: Ein Fremder auf der Strasse spricht dich an und bittet dich um 50€. Du schlägst die Bitte ab. Dann fragt er:“Ok, aber würden Sie mir vielleicht 10€ geben, damit ich mir ein Taxi bestellen kann?“

Wissen am Wochenende: Foot-in-the-Door-Technik

Die Foot-in-the-Door-Technik wird angewendet, wenn man einen anderen Menschen in seiner Entscheidung beeinflussen möchte. Dabei bittet diejenige Person, die eine andere beeinflussen möchte, die „Zielperson“ um einen so kleinen Gefallen, dass dieser mit grosser Wahrscheinlichkeit gewährt wird. Anschliessend bittet der Beeinflusser die Zielperson um einen grösseren Gefallen, der mit dem ersten zusammenhängt. Dieser zweite Gefallen ist das eigentliche Ziel des Beeinflussers.

Ein Grund, weshalb diese Technik oft funktioniert, liegt wahrscheinlich darin, dass eine Person, die bereits ja zu etwas gesagt hat, anschliessend mehr Überwindung braucht, um zu etwas damit Zusammenhängendem nein zu sagen. Dies fühlt sich nämlich an, wie wenn man sich selbst widerspricht. Schliesslich hat man zuerst ja gesagt – ein Nein fällt anschliessend viel schwerer.

Ein Beispiel: Eine Freundin bittet dich, ihr beim Tragen der Bauteile für ihren Kleiderschrank zu helfen. Anschliessend trinkt ihr gemeinsam einen Kaffee und sie fragt dich, ob du nicht noch gleich beim Zusammenbauen helfen könntest…

Walderdbeeren

Walderdbeeren selbst gepflückt

Schon seit Tagen lief mir jedes Mal das Wasser im Mund zusammen, wenn ich zur Arbeit lief. Nicht weil es da so viel Leckeres zu essen gab, sondern weil ich auf dem Weg jeweils an mehreren Erdbeerstauden voller praller, roter Früchte vorbei lief. Also schnappte ich mir irgendwann einen kleinen Behälter und pflückte die Beeren auf dem Weg zur Arbeit. Innerhalb von wenigen Minuten hatte ich immerhin mehrere Dutzend der kleinen Beeren eingesammelt. Es hatte noch mehr davon, doch dafür hätte ich mitten in den regennassen Strauch steigen müssen, was mir dann doch zu mühsam war.

Nach gründlichem Waschen verspies ich die Beeren genüsslich eine nach der anderen…

Wissen am Wochenende: Trittbrettfahren

Trittbrettfahren im psychologischen Sinne ist – wie der Trottel-Effekt – ein Phänomen, das bei Gruppenarbeiten auftreten kann. Auch hierbei geht es um eine Verringerung der Anstrengung bei einem Gruppenmitglied. Der Grund ist allerdings ein anderer: Beim Trittbrettfahren strengt sich ein Gruppenmitglied weniger an, weil es denkt oder merkt, dass sein Beitrag nur einen kleinen Einfluss auf das Gesamtergebnis der Gruppe hat. Ein Beispiel: In einer Schulklasse werden vier Gruppen à fünf Schüler gebildet, die in einem Quiz gegeneinander antreten. Wenn nun in einer dieser Gruppen zwei sehr schlaue Schüler sind, die alle Fragen schnell und kompetent beantworten können, strengen sich die übrigen drei Gruppenmitglieder mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger an. Denn sie sehen, dass die beiden schlauen Schüler sowieso alle Fragen beantworten können. Das nennt man dann Trittbrettfahren.

Wissen am Wochenende: Trottel-Effekt

In den vergangenen Wochen habe ich euch in der Rubrik „Wissen am Wochenende“ jeweils ein Hormon oder eine Hormonkategorie vorgestellt. Natürlich habe ich dabei nur eine kleine Auswahl vorgestellt und es gäbe bestimmt noch einige spannende Hormone. Ich möchte nun jedoch zu einem neuen Thema kommen. So werde ich euch in den nächsten Wochen einige Phänomene, Effekte und Theorien aus meinem Studium vorstellen und möglichst einfach erklären. Keine Angst, das wird weder superschwierig noch zu theoretisch, denn die Dinge, die ich euch vorstelle, sind allesamt aus dem Alltag. Einige davon dürften euch bekannt vorkommen.

Ich beginne mit dem so genannten Trottel-Effekt. Allein der Name ist super, oder nicht? Der Trottel-Effekt tritt in Situationen auf, in denen mehrere Personen in einer Gruppe zusammenarbeiten (müssen). Er beschreibt einen Motivationsverlust bei den Mitgliedern dieser Gruppe, wenn diese merken oder erwarten, dass andere Gruppenmitglieder ihre Anstrengungen verringern. Um nicht von diesen anderen Gruppenmitgliedern ausgenutzt zu werden, verringern sie ihre eigenen Anstrengungen. Ein Beispiel: Eine Gruppe von vier Schülern soll gemeinsam ein Referat erarbeiten. Dabei merken zwei Schüler, dass die beiden anderen sich nie auf die Treffen vorbereiten und so wenig wie möglich tun für das gemeinsame Referat. Um nicht ausgenutzt zu werden und den grössten Teil der Arbeit machen zu müssen, verringern die zwei fleissigen Schüler ebenfalls. Dies ist dann der Trottel-Effekt (denn man möchte nicht der Trottel sein, der die Aufgaben aller Gruppenmitglieder übernimmt).